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12. August 2010:

Vor gut einer Woche ist der Amtsveterinär von Özdere praktisch von einem Tag auf den anderen nach Bayrakli versetzt worden. Das heißt, wir stehen wieder ohne Tierarzt da und im gesamten Raum Menderes gibt es nur einen einzigen Amtsveterinär! Und das ist so ziemlich der unfähigste, den man sich vorstellen kann.
Ebendieser hat am Mittwoch einfach einen schwerverletzten Hund in einem Gehege im Tierheim abgelegt, wohlwissend, dass kein anderer Tierarzt vor Ort ist. Und er hat uns nicht mal darüber informiert! Rein zufällig hab ich die Hündin gestern bei einem Kontrollbesuch entdeckt. Sie lag furchtbar stinkend in ihrem eigenen Urin und Myriaden von Schmeißfliegen saßen auf ihr drauf.
Da sie extrem ängstlich ist und um sich beißt, musste ich zur Behandlung mit dem Blasrohr sedieren. Özden und ich haben sie dann erst mal gründlich gewaschen und von unzähligen Fliegeneiren und Maden befreit, die sich schon auf ihr tummelten.
Da sie nicht laufen kann, vermuten wir einen Hüft- oder Oberschenkelschaden. Ohne Röntgen wird man da kaum mehr herausfinden können.
Außerdem wies ihr After zahlreiche Risse und kleine Verletzungen auf.
Wir haben alles gesäubert und sie im sauberen OP belassen. Bis halb neun abends waren wir mit ihr beschäftigt.
Der Amts-Vet wollte heute eigentlich kommen und sie sich ansehen - kam aber natürlich nicht.

Seit fünf Tagen bekommen wir auch kein Brot mehr geliefert, obwohl es jeden Tag zugesagt wird.
Da das Tierheimauto auch wieder anderweitig beschäftigt ist, kann auch kein Essen von den Hotels geholt werden. Somit füttern wir seit Tagen teures Trockenfutter und der Vorrat für den ganzen Monat ist bereits aufgebraucht.
Manchmal ist es hier zum Verzweifeln...


14. August 2010:

Als wäre es nicht genug, bekamen wir heute einen Notruf aus Ortaköy. Dort lebt am Strand eine hochschwangere Hündin, die ihre Welpen nicht gebähren kann. Wir haben sie abgeholt und waren ob ihres riesigen und unförmigen Bauches ebenfalls alarmiert und haben sie sofort nach Kusadasi zum Tierarzt gefahren. Nach einem Ultraschall hat der Arzt die Welpen per Kaiserschnitt geholt. Ein Welpe war gestorben und lag quer im Geburtskanal. Ohne Eingriff wären auch die anderen Welpen und auch die Mutter elendig gestorben.
Sieben von acht Welpen sind am Leben und auch der Zustand der Mutter ist trotz großen Blutverlustes stabil. Noch im Halbschlaf der Narkose versuchte sie, ihre Jungen zu lecken. Bleibt zu hoffen, dass nun auch noch genug Milch einschießt, ansonsten müssen wir die Fläschchen wieder rausholen. Welpenmilch haben wir ja nun glücklicherweise genug.


Bitte nicht vergessen, dass wir diese ganzen Arbeiten aus Spenden finanzieren müssen. Jeder gefahrene Kilometer und jedes Stückchen Futter müssen irgendwie finanziert werden. Wahrscheinlich wegen der Urlaubszeit sind die Spenden leider spürbar zurückgegangen.
Vergesst uns bitte nicht.

>SPENDEN


15. August 2010:

Nach der Arbeit im Tierheim und nachdem wir die verletzte Hündin in der Tierklinik in Urla haben röntgen lassen, haben wir auch nach den Welpen geschaut. Die ganze Familie der Frau, die uns angerufen hat, versorgt die Mutter und die Welpen überaus fürsorglich. Alle sind dort in besten Händen. In den Zitzen ist genügend Milch, so dass eine Flschenaufzucht nicht erforderlich ist. Die Mutter bekommt spezielles, energiereiches Kraftfutter, um sich von der schweren OP zu erholen und genügend Milch zu produzieren. Den winzigen Würmchen geht es hervorragend und die Mama ist sehr bemüht um ihre Kleinen. Es gibt kaum etwas schöneres als ein Muttertier mit ihren Welpen. Da geht einem das Herz auf. Gestern noch stand das Leben aller dramatisch auf der Kippe und heute schon gibt es solch schöne Bilder:


23. August 2010:

Die Brandwunden von Yanik am Rücken und an den Beinen sind komplett verheilt, am Bauch sind nur noch kleine Stellen, die zuheilen müssen. Sobald auch die verheilt sind, kommt das gebrochene Bein dran. Vermutlich wird eine OP notwendig sein.
Yanik frisst wie ein Scheunendrescher und rennt ständig hinter uns her. Er ist absolut stubenrein und kann schon Treppen steigen, wenn er siene Geschäfte im Garten erledigt hat.
Abends sitz er mit uns am Sofa und bettelt schwanzwedelnd nach Leckerlis.

Die verletzte Hündin vom 12. August haben wir in Urla röntgen lassen. Ihre Wirbelsäule ist gebrochen und sie hat eine ausgeprägte Hüftdysplasie. Wir haben sie daher leider gestern vom Tierarzt einschläfern lassen müssen. Sowas nimmt einen jedesmal aufs Neue mit.


25. August 2010:

Wir hatten heute Morgen vor dem Frühstück schon unsere erste Not-OP. Eine unserer Straßenkatzen kam heute mit einem Nasenpiercing zum Frühstück:

Wir haben sie betäubt und dann den Angelhaken rausgezogen. Sie liegt jetzt zur Beobachtung in unserem Badezimmer.



Solche Verletzungen mit Angelhaken passieren leider häufiger. Angel-Amateure, die tatsächlich mal einen Fisch angeln konnten, entsorgen die Haken gleich mit den Fischköpfen, und da sind Verletzunen bei hungrigen Straßentieren vorprogrammiert. Bei einem morgendlichen Spaziergang in einer abgelegenen Bucht fanden wir kürzlich auch eine Möve, die sich mehrmals in einer Angelschnur verheddert hatte. Der Haken steckte auch im Nasenloch. Das war kein Problem, aber sie hatte auch einen komplizierten Flügelbruch und wir mussten sie einschläfern lassen.


26. August 2010:


So turbolent der gestrige Tag begann, so dramatisch endete er leider auch. Es gab wieder Liebesgrüße aus dem Bürgermeisterbüro und unser Straßenhund Kral, der seit zehn Jahren von uns und einigen Nachbarn betreut, gefüttert und geliebt wurde und der als großer Onkel und geduldiger Spielgefährte unsere eigenen Hunde miterzogen hat, fiel einer erneuten Vergiftungsaktion zum Opfer.
Kurz nach Mitternacht wurden wir von verzweifelten Nachbarn aus dem Bett geholt. Kral konnte sich noch zu ihnen schleppen und verendete dann elendig unter den üblichen Krämpfen und Schmerzen. Als wir mit Atropin und Toxogonin ankamen, war er leider schon tot.

Ich habe mit zwei Nachbarn zusammen nachts um halb drei noch ein Grab ausgehoben, damit er nicht wie üblich im Müll landet. Bei einem 70kg-Hund ein schweißtreibendes Unterfangen...

An einer nahegelegenen Mülltonne haben wir noch einen frisch gerollten Giftköder nebst eines weiteren Opfers gefunden. Wir haben ihn eingefroren und möchten ihn eventuell von einem Labor auf das Gift untersuchen lassen - wenn es nicht zu teuer wird.


28. August 2010:

Wir haben Yanik gestern zum Röntgen mit nach Urla genommen. Der Arzt war von der raschen und komplikationslosen Heilung der Brandwunden begeistert.



Das Röntgenbild zeigt einen Oberschenkelbruch mit einer Verschiebung des Unterschenkels. Man kann es operativ richten, aber die verheilte Haut ist noch zu frisch und zu stark durchblutet für eine OP. Die Haut muss sich mindestens noch vier Wochen regenerieren.




Bei den Vergiftungen vor drei Tagen sind noch vier weitere Hunde getötet worden. Wir haben durch Kontakte ins Belediye herausgefunden, wer genau sich über die Hunde beschwert und damit die Vergiftungen veranlasst hat. Wir überlegen noch, wie wir gegen ihn vorgehen werden.


31. August 2010:

Am Sonntag rief uns die Familie an, die die Kaiserschnitt-Hündin mit ihren sieben Welpen versorgt. Diese hat ein neues Zuhause in Denizli gefunden. Die Leute möchten auch zwei der Welpen behalten. Da man die restlichen Welpen aber unmöglich jetzt schon von der Mutter trennen kann, hat sich die Familie bereit erklärt, auch die restlichen fünf Welpen mitzunehmen und anschließend in gute Hände zu vermitteln. Kein Wunder - die Mama ist ein echter Deutscher Kurzhaar-Pointer.
Der Familienvater kam extra mit einem Kleintransporter aus Denizli und wir waren bei der Übergabe dabei.
Wir waren wirklich baff, wie groß und knuddelig die Kleinen geworden sind. Vor gerade mal zwei Wochen waren es noch quäkende Würmchen.
Trotz gleichzeitiger Kastration hat die fürsorgliche Mutter sehr viel Milch gebildet und das Gesäuge ist riesig und stets gut frequentiert.







Heute Abend haben wir noch zwei Straßenhunde mit dem Blasrohr eingefangen, die wir morgen zusammen mit einigen kastrationsreifen Weibchen aus dem Tierheim nach Kusadasi bringen, um sie dort mithilfe der Tierinsel kastrieren zu lassen. Bei der einen sehr scheuen Hündin mussten wir nach erfolgtem Treffer noch über eine halbe Stunde suchen, bis wir die schlafende Hündin in einem Mandarinengarten gefunden haben.


13. September 2010:


Die Frau, die Yanik angezündet hat, ist auch für andere Vergehen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie hat auch ihren Job im Pasha-Hotel verloren. Außerdem läuft ein weiteres Verfahren gegen sie, bei dem die Staatsanwaltschaft 8 (acht!) Jahre Gefängnis beantragt hat. Sie muss echt viel Dreck am Stecken haben.

Und das ganze ist erst mit unserer Anzeige ins Rollen gekommen. Da haben die Anwohner Mut gefast und gegen sie ausgesagt.

Yanik macht auch große Fortschritte. Das Fell am Rücken wächst schon stellenweise nach. Wo die Haut aber so tief verbrannt war, dass sämtliche Haarfollikel zerstört wurden, werden aber kahle Inseln bleiben.



Özden war schon mit ihm spazieren und hat ihn zum nächsten Bakkal mitgenommen. Immerhin knapp 200 Meter! Werde heute mal ein Video von seinem Tippeln machen und nachliefern.
Nächsten Monat werden wir Yanik zur OP nach Urla bringen.

Monika, eine Freundin aus Deutschland, die jedes Jahr mit dem dem Auto und ihren zwei Kindern nach Özdere kommt, nimmt jedesmal auch Tiere aus dem Tietheim zur Vermittlung mit nach Deutschland. Diesmal hat sie sich ausgrechnet für unseren als unvermittelbaren Bully entschieden. Er ist ein herzallerliebster Schmusehund, der aber aber ohne Vorwarnung jedem Rüden an die Kehle geht. Er ist einer der ältesten Insassen im Tierheim und konnte in den letzten Monaten nur in "Einzelhaft" gehalten werden.

Zwei Tage musste der arme Kerl leicht sediert in der Kiste ausharren, dann begann für ihn ein neues Leben:


Monika hat in Deutschland selber eine Pflegestation für Tiere und vermittelt im Rahmen eines Vereins nur in ausgesucht gute Hände mit strengen Verträgen und Auflagen.
Zwei Tage nach ihrer Ankunft verblüffte sie uns mit folgendem Video von Bully:

VIDEO


15. September 2010:

Gestern wurden zwei Hunde direkt vor dem Tierheim vergiftet. Til, unser Keinohrhund, der seit Monaten vor der Tür des Tierheims lebte und Inek, eine unserer "Kühe", die immer über die Eingangstür nach draußen klettert, waren gestern Mittag ungewöhlicherweise nicht da als wir am Tierheim ankamen. Inek fand ich bewusstlos und mit sehr flacher Atmung zwischen Mülltonnen liegend. Ich hab ihr sofort Atropin verabreicht und sie in den OP gebracht. Nach weiteren Atropingaben stabilisierte sich ihre Atmung und ihre Herzfrequenz. Wir haben ihr dann noch eine Infusion gelegt, die ich dann spätabends noch entfernt habe. Für die Nacht hab ich ihr auch noch eine Ampulle Atropin gespritzt.

Til wurde heute von einem Angestellten der Müllbrigade tot aufgefunden.

Heute früh gegen 7:00 Uhr bin ich wieder ins Tierheim. Inek stand schon auf und hat gefressen und getrunken. Ihr unsicherer Gang machte mich skeptisch und eine Kotrolle der Augen bestätigte meinen Verdacht: Inek ist blind geworden. Ihre Pupillen sind blau getrübt. Möglicherweise ist durch das Gift und die Krämpfe der Augendruck gestigen und hat einen Katarakt verursacht. Das haben wir bei Welpen, die wir mit Antizeckenmittel behandelt haben, auch schon beobachtet. Dieses Phänomen verschwand aber immer nach einer Behandlung mit speziellen Augentropfen. Daher haben wir auch bei Inek noch Hoffnung.


16. September 2010:

Die Blindheit von Inek ist dank der Augentropfen wieder rückläufig. Heute konnte sie schon wieder gut sehen.



Gestern wurde beim Bekci des Parkplatzes ein reinrassiger Cocker-Spaniel mit Geschirr abgegeben. Die Leute haben ihn auf der Straße gefunden. Ob er entlaufen oder ausgestzt wurde, ist unklar. Wir haben uns umgehört, es wird aber nirgends ein Cocker vermisst.



Der Kleine ist ca. 2 Jahre alt und ganz lieb. Wir haben heute seine völlig verfilzten Ohren gekämmt und er hat alles ohne Klagen über sich ergehen lassen. Wirklich putzig der kleine Kerl.



Yanik und unser Lucky auf'm Sofa:



Tabitha nach dem Fressen:


22. September 2010:

Ein befreundetes deutsches Ehepaar, die Nathos, das sich liebevoll um zwei ansässige und durch uns kastrierte Straßenhündinnen kümmert, hat uns heute Morgen zu Hilfe gerufen. Eine der zwei Hündinnen wurde von einem wohl sehr aggressiven Haushund eines Nachbarn angefallen und hat eine große Wunde an einem Hinterlauf. Wir sind gleich hin und haben wohlweislich alle Utensilien zum Nähen mitgenommen, da ja kein Tierarzt mehr vor Ort ist. Resorbierbares Nahtmaterial haben wir dank Sachspenden immer im Tierheim vorrätig.

Die Wunde war in der Tat ziemlich groß und klaffend und musste auf jeden Fall genäht werden. Wir haben die Hündin sediert und die Wunde lokal betäubt. Dann rasierten wir großflächig die Wundumgebung, entfernten den abgerissenen Hautfetzten, nähten sie zu, desinfizierten alles noch mal gründlich und haben Antibiotoka und ein Schmerzmittel gespritzt. Für die nächsten Tage habe wir noch Antibiotika in Tablettenform dagelassen.

Sicher nicht perfekt, aber auf unsere erste Naht sind wir schon ein wenig stolz.


24. September 2010:

Heute Morgen riefen uns die Nathos erneut an, und erzählten, dass die Hündin sich heute früh die Fäden rausgeknabbert hat. Noch mal nähen geht nicht, die Wunde muss jetzt von unten zuheilen. Sie trägt jetzt auch eine Halstüte. Wir waren noch mal da und haben gezeigt, welche Salben sie wie anwenden sollen, um die Wundheilung zu gewährleisten.

Auch konnten wir heute zwei Hunde aus dem Tierheim vermitteln. Toby, unser Rottweilermix, der von einem älteren Mann im Tierheim abgegeben wurde, weil er ihn nicht mehr behalten konnte, und eine schwarze Hündin wurden an einen Deutsch-Türken vermittelt. Die zwei kommen in einen eingezäunten riesigen Mandarinengarten und können nach einer Eingewöhungszeit dort frei rumlaufen.
Toby eignet sich gut als Wachhund. Er kläfft schnell, ist dominant und durch seine Größe und sein Aussehen ehrfurchtsgebietend. Die Hündin haben sie nur genommen, damit Toby nicht so allein ist.



Ein schöner Tag!


28. September 2010:

Endlich kann man unser Tierheim auch vom All aus sehen.
Google Earth hat das Kartenmaterial in unserer Gegend erneuert und die Satellitenaufnahmen sind jetzt vom 17. Mai 2010. Bislang waren die Aufnahmen aus dem Jahr 2004 und da gab es das Tierheim noch nicht.

Hier mal eine Aufnahme:



Und hier mal farbig markiert die verschiedenen Einrichtungen:




David gegen Goliath
Yanik wird immer selbstbewusster und lässt sich seinen Platz auf dem Sofa auch nicht vom Chef Lucky streitig machen:





Der Sieger:



Hier ein Video des Sofakampfes:

VIDEO


30. September 2010:

Wir waren gestern mit Yanik in der Tierklinik in Urla. Dr. Erhan hat ihn nach einer Untersuchung gleich dabehalten für eine OP. Die Haut an den Innenseiten beider Beine muss aufgeschnitten werden, da sie nach der Wundheilung zu eng zusammengeachsen ist. Die Gelenke haben so zuwenig Bewegungsspielraum und würden mit der Zeit steif werden.

Außerdem sind die Hoden in den Bauchraum reingewachsen und müssen entfernt werden. Und auch beim Penis sind Korrekturen vonnöten, weil das Bindegewebe, das den Penis im Schaft hält, durch den Brand ebenfalls zerstört wurde. Es werden also mehrere Operationen nötig sein, damit Yanik eine hundegerechte Lebensqualität bekommt.

Bei der Gelegenheit besuchten wir auch Kuzum, die angeschossene und gelähmte Hündin, die ja seit gut vier Wochen zur Physiotherapie in der Klinik ist. Die beiden sind jetzt Zellennachbarn.