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03. April 2010:

Mitte Februar hatten wir neben zwei zu kastrierenden Weibchen einen stark räudigen Hund kurz vor Gümüldür geholt. Die zwei Weibchen sind inzwischen ja schon wieder frei und erfreuen sich bester Gesundheit. Den kleinen, kaum noch als Hund zu erkennenden Kerl, dem Heide den Namen Seytan verpasst hat, mussten wir natürlich länger behalten um die Räude vollständig auszukurieren. Morgen werden ihn wieder zurück zu seinen zwei Weibern bringen.

Hier mal Vorher-Nachher-Bilder, die ziemlich deutlich zeigen, dass ein Fall niemals hoffnungslos ist:


Vor 6 Wochen:

Und so sieht der Kleine heute aus:


05. April 2010:

Gestern Vormittag erhielten wir einen Notruf aus Ortaköy bezüglich eines Hundes, der von einem Auto angefahren wurde und sich nun stark blutend durch die Straßen schleppt. Wir fuhren sofort hin und erst nach langer Suche unter reger Anteilnahme vieler Bewohner konnten wir den Hund ausfindig machen. Sehr scheu und verschreckt suchte er Schutz im hohen Gras.
Ich betäubte ihn mit dem Blasrohr, das ein ständiger Begleiter in unserem Auto geworden ist. Im Tierheim-OP säuberten wir erst mal die tiefen Wunden. Da unser örtlicher Tierarzt leider aus privaten Gründen in Izmir beschäftigt war, sprang sein Kollege aus Gümüldür ein. Er nähte die Wunden zu und nun muss der Kleine mindestens 20 Tage kuriert werden. Da er scheu und auch bissig ist, wird sich die Nachbehandlung schwierig gestalten. Antibiotika bekommt er in Tablettenform.

Das Blasrohr, mit dem wir inzwischen schon viele Tiere einfangen und behandeln konnten, haben wir im Dezember 09 von gesammelten Spenden kaufen können! Ohne Spenden wäre uns vieles gar nicht möglich.


08. April 2010:

Heute haben wir mal nach unseren Schützlingen geschaut. Die Rottweilerdame Tessa und eines ihrer Welpen vom letzten Jahr konnten wir vorige Woche an eine sehr nette und tierliebe schweizer-türkische Familie vermitteln. Die zwei haben es von allen vermittelden Hunden wohl am besten erwischt. Ein riesiges Anwesen, auf dem sie frei herumtollen dürfen. Der Pool dient der kleinen Pamuk (so heißt Tessas Tochter nun) als großer Trinknapf.





Außerdem schauten wir auch bei unserer Futterstation kurz vor Gümüldür nach dem Rechten, wo wir die kastrierten Hunde wieder frei gelassen hatten. Auch die sind alle wohlauf. Wir haben sie heute mit Ungeziefermittel behandelt, um der beginnenden Zeckeplage entgegenzuwirken.



Dieser schon deutlich von Räude gezeichnete Hund aus Gümüldür wird in den nächsten vier Wochen von uns mit Ivomec behandelt. Ein netter Yufkaci, der den Hund auch füttert, fängt ihn jeden Donnerstag ein und wir behandeln ihn dann vor Ort. Außerdem bekommt er auch Ketoraltabletten gegen den Pilzbefall, der sehr häufig parallel zur Räude auftritt.



12. April 2010:


Der gestrige Tag begann leider nicht besonders angenehm. Wir saßen noch beim Frühstück, als ein aufgebrachter Bekannter aus Ortaköy anrief und uns von zwei vergifteteten Hunden in seiner Straße erzählte. Wir erklärten ihm welche Sofortmaßnahmen er einleiten soll und machten uns gleich auf den Weg. Die Fahrt endete schon nach ein paar Metern, als wir auch auf unserer Straße vergiftete Hunde entdeckten. Wir verabreichten ihnen sofort Atropin. Für einen Welpen kam die Hilfe leider zu spät, er starb nach wenigen Minuten. Pas,a, ein kräftiger Karabas,, der schon lange in der Straße lebt und viele Menschen hat, die für ihn sorgen, lag am Boden und wand sich unter Schmerzen und starken Krämpfen. Im Todeskampf hatte er sich typischerweise schon entleert und speichelte sehr stark.





Wir verabreichten ihm insgesamt 3 Ampullen Atropin und fuhren dann rasch weiter nach Ortaköy. Dort war inzwischen ebenfalls schon einer der beiden Hunde, ein Welpe, tot. Unter Tränen berichteten die empörten Anwohner, dass er sehr gelitten hat. Der andere Hund konnte aufgrund der Sofortmaßnahmen gerettet werden.





Bei der Fahrt ins Tierheim schaute ich noch mal nach Pas,a und war sehr glücklich, auch ihn wieder auf den Beinen zu sehen.
Da wir nach der letzten großen Vergiftungsaktion im Januar auch diesmal nicht an zufällige zeitgleiche Vergiftungen glaubten, verständigten wir die Jandarma und die Zabita, um den Fall aktenkundig zu machen.
Am Nachmittag trafen wir uns im Tierheim mit einem Journalisten der "Izmir Objektif Gazetesi", der über unsere Schwierigkeiten mit dem Veterinär berichten möchte. Ich übergab ihm die Bilder und Videos vom Vormittag und er berichtet nun auch über die Vergiftungen.

Leider sind solche Aktionen vor Saisonbeginn üblich in Touristengegenden. Man glaubt, den Urlaubern aus aller Welt ein sauberes Straßenbild ohne Tiere präsentieren zu müssen. Sie werden von den Hotels, örtlichen Geschäften und auch von Gemeinden selber durchgeführt. Jedes Jahr finden so türkeiweit tausende Tiere einen grausamen Tod.
Wer nachempfinden möchte, unter welchen Qualen diese Tiere elendig krepieren, kann sich HIER das Video von Pasha anschauen, das ich gestern Morgen gemacht habe. Er konnte gerettet werden, für die Allermeisten kommt jede Hilfe, sofern es sie überhaupt gibt, zu spät.


18. April 2010:

Pasha, der Hund, der dank unserer Sofortmaßnahmen dem Vergiftungstod sehr knapp entkam, war 5 Tage lang verschwunden und jeder glaubte, dass er doch noch gestorben ist. Gestern kam einer der Anwohner, die sich immer um ihn gekümmert haben, und berichtete uns ganz aufgeregt und freudestrahlend, das Pas,a wieder aufgetaucht ist. Er kam extra mit dem Auto zu uns, um uns das zu berichten. Heute haben wir geschaut, wie es ihm geht. Er hat sich gut erholt und die Leute wollen ihn am liebsten in ihrem Garten behalten, weil sie Angst um ihn haben.





Im Tierheim gab es wegen Reparaturarbeiten im Wasserreservoir heute kein Wasser, was die Reinigungsarbeit in den Gehegen und die Futterbereitung erheblich erschwerte. Erst ein Tanklaster, der unseren Wassertank aufgefüllt hat, rettete uns. Leider war das Wasser durch den aufgewirbelten Schlamm im Tank anschließend braun und als Trinkwasser für die Hunde nicht zu gebrauchen.


17. Mai 2010:


Mal was aus dem Alltag im Tierheim: Futterbereitung. Jeden Tag sieben Eimer mit Kleie, Brot, Brühe und Trockenfutter müssen zubereitet werden. Für die Kleinsten gibt es Extrafutter aus Brühe Brot und Welpenmilch.
Für die Brühe kaufen wir Fleischabfälle vom Salipazari-Markt in Gümüldür oder wir bekommen mit etwas Glück die Reste eines geschossenen Wildschweins von einem Freund geschenkt. Die Kleie wird uns von einem netten schweizer-türkischen Geschäftsmann gespendet. Eine Bäckerei aus Gümüldür liefert uns Vortagsbrot zu einem tollen Preis von 0,15 TL/Brot. Täglich benötigen wir etwa 60 Brote. Auch das Trockenfutter kaufen wir von Spenden.

Sieben bis acht Eimer braucht es täglich, um über 50 hungrige Mäuler zufrieden zu stellen:



Das gibt einne leckere und fette Brühe:


Hier unser Vorrat an getrocknetem Brot:


Siesta nach dem großen Fressen im Freigehege:


25. Mai 2010:

Puh, endlich komme ich mal wieder zum Schreiben. Die letzten fünf Tage waren der pure Stress. Wir hatten sieben Weibchen im Tierheim und zwei Straßenhunde, die kastriert werden mussten. Da unser ansässiger Veterinär aufgrund seiner drohenden Versetzung keinerlei Lust mehr zum Arbeiten hat, haben wir sie wieder mithilfe der Tierinsel in Kusadasi kastrieren lassen. Das heißt, neun Hunde mit Privatauto nach Kusadasi schleppen - inkl. Kotzerei, Sabberei, Pinkelei und sonstigen Dingen, über die sich jeder Autobesitzer so freut. Am Freitag hat Ege mitgeholfen und gleich auch ihren kleinen Timmy kastrieren lassen.

Als wir Sonntag Nachmittag nach unserer Arbeit im Tierheim die zwei Straßenhunde zur Nachsorge aufgesucht haben und uns auf einen verdienten Feierabend freuten, sah ich bei der Heimfahrt im Rückspiegel, wie ein Hund überfahren wurde. Wir natürlich gleich kehrt gemacht. Die Besitzer waren total schockiert und da sie kein Auto (und auch kein Geld) haben, boten wir ihnen an, den Hund in die Tierklinik nach Urla zu fahren. Das sind zwar 70km, aber die Klinik ist ganz hervorragend ausgestattet und rund um die Uhr ist ein Arzt erreichbar. Der Chef spricht auch perfekt deutsch. Zum Glück hatte der Hund keine inneren Verletzungen, sondern "nur" eine aufgerissene Bein-Arterie, tiefe Schürfwunden und freigelegte Knochen. Da er noch unter Schock stand, konnte er erst am nächsten Tag operiert werden. Um 21:15 Uhr waren wir dann endlich zu Hause.
Gestern Abend haben wir den Hund wieder aus Urla abgeholt und den Besitzern gezeigt, wie sie die genähten Wunden in den nächsten Tagen versorgen müssen. Eine Freundin der Familie kommt für die ganzen Kosten auf und bezahlt uns auch das angefallene Spritgeld. Ein schönes Happy End!

Und auch für unseren Rex gab es endlich ein Happy End. Er wurde letztes Jahr mit Impfpapieren im Tierheim abgegeben und wir haben schon lange ein neues Zuhause für den kleinen Frechdachs gesucht. Nun hat es endlich geklappt und er ist in Deutschland.


27. Mai 2010:

Heute war ein ganz schlimmer Tag. Während der Vorbereitungen für eine letzte Fuhre zu kastrierender Hunde nach Kusadasi rief früh morgens Heide an und erzählte bestürzt, dass ihr kleiner Timmy eben von einem Streifzug nach Hause gekommen ist und fürchterlich zittert. Ich sagte ihr, sie soll keine Zeit verlieren und umgehend Atropin spritzen. Wir sind dann sofort hingefahren und der Verdacht bestätigte sich leider - Timmy wurde vergiftet! Wir haben noch weitere Ampullen Atropin gespritzt und aybil und Bilal haben sich dann auf den Weg in die Vet-Klinik nach Selcuk gemacht. Später haben wir dann erfahren, dass Timmy während der Fahrt gestorben ist.
Leider war Timmy nicht das einzige Opfer. Der Aygaz-Mann, der gar nicht weit von ege wohnt, erzählte uns, dass sie in der Ncht auch zwei vergiftete Hunde gefunden haben. Und auch der Hund unseres Veterinärs Adem fiel dieser Aktion zum Opfer und ist elendig verreckt.

Diese ganze Sache ist an sich schon schlimm, aber wenn man so ein kleines Würmchen wie Timmy, der so voller Lebensdrang war, so grausam um sein Leben kämpfen sehen muss und dann war alles umsonst - das lässt echten Hass aufkommen. Diese Drecksäcke sollen zu ihrem Allah beten, dass ich sie niemals erwische. Ich bin selber erschrocken über meine Gewaltphantasien, die sich in solchen Momenten in meinem Kopf abspielen.


Serefsiz pesevenkler!!!


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