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1.Mai 09:

Am Mittwoch hat sich der Großteil der Gründungsmitglieder getroffen (die Tierärzte Adem und Bilge müssen auf Anordnung des Bürgermeisters noch immer jeden Tag nach Menderes fahren und dort auf Kosten der Steuerzahler 7 Stunden in einem Cafè sitzen und Däumchen drehen. Özdere hat dadurch zur Zeit keinen einzigen Tierarzt!) und es wurden die Ziele des Vereins festgelegt und die Antragsformulare fertiggestellt.

Gestern fand das Treffen der Tierfreunde von Özdere und Umgebung in Ortaköy statt und es kamen mit fast 40 Leuten überraschend viele Interessenten. Leider hat der Bürgermeister es zu verhindern gewusst, dass die eingeladenen Reporter von "Hürriyet" und "Yeni Arsi" beim Treffen erschienen. Es kam ein angeblicher "Freund" der Reporter und entschuldigte das Fernbleiben der Beiden mit einem Terroranschlag der PKK in Diyarbakir (Südost-Türkei) am Vortag. Der Reporter der Lokalzeitung "Izmir Objektif Gezetesi", der als einziger Vertreter der Presse erschienen ist, erkannte in dem "Freund" der anderen Reporter einen Handlanger des Bürgermeisters. Soviel zur Unabhängigkeit der Presse in der Türkei...

"Izmir Objektif Gezetesi" hat gestern Abend noch einen kurzen Bericht über die Vereinsgründung in der Online-Ausgabe der Zeitung veröffentlicht:
Die Printausgabe wird uns der Reporter Hakan Özen persönlich vorbeibringen und er ist auch an weiteren Berichten über die Vereinstätigkeit und das Tierheim interessiert.
Zeitungsartikel


Gestört wurde die Versammlung leider vom örtlichen Muhtar, der angekündigt hat, eine Wagenladung eingefangener Straßenhunde im Tierheim Özdere abzuliefern, weil da ja jetzt wieder eine "Tierärztin" vor Ort sei. Es musste ihm erst erklärt werden, das im Tierheim außer uns beiden niemand vor Ort ist und er demnach auch keine Hunde dort abliefern kann, solange nicht geklärt ist, wer für deren Versorgung aufkommt. Er sah es ein und wird das mit dem Belediye in Menderes abklären.

Nach dem Treffen fuhren ein paar Interessierte mit zum Tierheim hoch und einige halfen spontan beim Reinigen der Gehege.
Am Mittag kam unsere Forumsbekanntschaft Heide extra noch mal zum Tierheim hoch und hat trotz ihrer schmerzenden Hand sehr tatkräftig und unermüdlich beim Füttern geholfen und bis zum frühen Abend den jahrealten Dreck von den Wänden des Innengangs abgeschrubbt.

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06. Mai 09:

Wir haben hier inzwischen einen gebrauchten OP-Tisch organisieren können. Er muss nur irgendwie ins Tierheim transportiert werden und kostenlos macht sowas hier niemand.

Ich habe außerdem Kontakt mit dem Verein "Tierinsel Kusadasi/Umut Evi" aufgenommen. Die führen Kastrationsaktionen durch und könnten uns mit einer Massenkastration im Tierheim helfen. Momentan wird sich im Tierheim munter fortgepflanzt und mehr als entsetzt zusehen könen wir nicht. In einigen Wochen wird sich die Zahl der Tierheiminsassen in etwa verdoppelt haben.

Unser Treffen der Tierfreunde vorige Woche und die Berichterstattung darüber in der "Izmir Objektif Gazetesi" hat wohl in Menderes hohe Wellen geschlagen. Der Bürgermeister versammelt heute alle Tierärzte bei sich, weil plötzlich die Lage in Özdere dringend geklärt werden muss. Adem Bey wird vorschlagen, dass umgehend ein Tierarzt wieder in Özdere eingesetzt wird und dass wir im Tierheim zwei Arbeiter brauchen. Warten wir's ab.


Nichtsdestotrotz wollen wir auch zum Kaymakam (Landrat) nach Menderes fahren und ihm die prekäre Situation in Özdere erläutern. Er steht über dem Bürgermeister und kann da vielleicht auch etwas Druck machen. Leider ist er bis 17.05. in Europa unterwegs. Notfalls fahren wir auch noch zum Vali (Gouverneur) nach Izmir. Der soll sogar Tiere mögen.

Im Tierheim lag gestern ein toter Welpe im Gehege. Es war einer der im Tierheim geborenen. Am Rücken waren deutliche Biss-Spuren erkennbar. Vermutlich wurde er zu neugierig und wurde von einem anderen Hund totgebissen. Aufgrund der momentanen Läufigkeit der Weibchen ist in den Gehegen der Stressfaktor unter den Hunden sehr hoch. Wir haben das Muttertier mit den verbliebenen zwei Welpen in ein separates Gehege verlegt, aus dem die Welpen nicht mehr raus können.

Bilge Bey, der Tierarzt aus Gümüldür, hat uns Medikamente gegen diverse Exo-Parasiten (Milben, Zecken, Flöhe etc.) zukommen lassen. Er muss ja zur Zeit ebenfalls seine Arbeitszeit in Menderes absitzen.
Wir haben in den vergangenen Tagen alle Tiere im Tierheim damit behandelt. Vor allem mit Milbenbefall haben wir hier zu kämpfen. Die Tiere kratzen sich ständig und es entstehen infizierte und schlecht heilende Wunden, die wir mit selbstgekauften Jodtinkturen und Antibiotikasalben notdürftig behandeln.

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10. Mai 09:

Bilge Bey, der Tierarzt von Gümüldür, rief heute Morgen an und teilte uns mit, dass er 50 Tollwutimpfungen für das Tierheim besorgt hat. Aufgrund des weiter andauernden Tierarztmangels bei uns werden wir die Impfungen wohl selber durchführen müssen.

Einen medizinischen Notfall hatten wir heute leider auch. Ein Hund kam mit einer ziemlich schweren Verletzung an einem Hinterlauf vom Freigang zurück. Wie es aussieht, wurde auch eine Sehne durchtrennt. Wir haben die Wunde mit Jodlösung gereinigt, mit Alu-Spray abgedeckt und fest verbunden. Trotz der Schmerzen hat sie sehr still gehalten. Hoffentlich heilt es.

Sieht wirklich übel aus

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Wir haben das Muttertier mit den verbliebenen zwei Welpen nun separiert und die fünf kleinen Welpen, die vom Yali-Hotel im Tierheim abgegeben wurden, probeweise dazugelegt. Und die Mutter hat sie als ihre eigenen Welpen angenommen und lässt sie ebenfalls säugen. Auf diese Weise werden die kleinen auch gleich noch gut geprägt und sozialisiert.

Ipek als Amme

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13. Mai 09:

Wir haben Adem Bey, den eigentlichen Tierarzt von Özdere, über die Verletzung der Golden-Retriever-Hündin informiert. Er kam gestern Vormittag aus Menderes, nachdem wir dort beim Bürgermeister ganz offiziell einen Tierarzt angefordert haben.
Er hat die Hündin unter regem Interesse einiger Schüler einer nahegelegenen Schule operiert. Da wir im Tierheim noch immer keinen OP-Tisch haben, mussten wir die Hündin in Adems alten Not-OP in Özdere fahren.
Auf Betäubung musste verzichtet werden, aber die Kleine war unglaublich tapfer und ruhig während der Wundreinigung und des Nähens.
Anschließend war sie schnell wieder wohlauf und hat sehr gut gefressen.

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17. Mai 09:

Eine Freundin brachte uns gestern Nachmittag einen kleinen Welpen ins Tierheim, den sie völlig verwahrlost am Straßenrand von Gümüldür gefunden hat. Weil die offizielle Situation des Tierheims noch immer nicht geklärt ist, nehmen wir eigentlich keine Neuzugänge an, aber da inzwischen zwei der vom Yali-Hotel gebrachten Welpen gestorben sind und ein dritter auch wohl nicht mehr lange leben wird, haben wir bei dem Kerlchen eine Ausnahme gemacht.
Als erstes musste er ein Bad mit Fungizid-Schampoo über sich ergehen lassen und anschließend wurde er mit Milben-Lotion und Parasiten-Impfung behandelt und gekämmt.
Nach diesen Prozeduren legte er einen enormen Appetit an den Tag und fand in einem Sepationsraum mit Körbchen sein Nachtlager.

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25. Mai 09

Gestern ist leider Ipek, unsere gutmütige und sanfte Amme, gestorben. Sie fühlte sich tags zuvor schon unwohl und hat nicht gefressen. Sie wollte auch nicht mehr ins Welpengehege, so haben wir sie über Nacht draußen gelassen. Gestern fanden wir sie dann tot vor dem Eingang liegend.

Zum Glück können wir es uns (noch) leisten, unsere Hunde als Individuen wahrzunehmen und nicht nur als namenlose Masse. Das macht es in solchen Momenten natürlich schwerer, bei vielen anderen positiven Entwicklungen der Hunde ist aber dann auch ein entsprechendes Glücksgefühl unsererseits vorhanden.

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Durch die Vermittlung einer Tierfreundin in Kusadasi kam heute Vormittag eine Tierärztin aus Stuttgart ins Tierheim. Sie ist für vier Tage in die Türkei gekommen und wollte ursprünglich nur in Kusadasi bei einer Kastrationsaktion helfen. Durch unsere Forumsbekanntschaft Ingrid ist sie dann auch für ein paar Stunden nach Özdere gekommen und hat fast alle Hunde gegen Tollwut geimpft. Nur drei sehr scheue Hunde im Freigehege entgingen der Aktion. Den Impfstoff hat uns einige Tage zuvor Bilge Bey, der Tierarzt von Gümüldür, besorgt.

Außerdem konnten durch eine großzügige Spende des deutschen Tierschutzvereins Vehist e.V. ausreichend Entwurmungsmittel gekauft werden. Vielen Dank dafür an deren Vorsitzenden, Herrn Atilla Sönmez!

Durch Bilge Bey haben wir heute Mittag auch erfahren, dass das Tierheim auf einen schriftlichen Erlass des Gouverneurs von Izmir hin nicht geschlossen werden darf. Der Bürgermeister von Menderes hatte selbiges nämlich beantragt, um auf dem Gelände des Tierheims eine Garage für Busse bauen zu lassen. Das haben wir ganz nebenbei von einem Arbeiter auf dem Schrottplatz hinter dem Tierheim erfahren. Wahrscheinlich war geplant, die Hunde in einer Nacht-und-Nebel-Aktion heimlich zu "entsorgen" und dann flugs das Tierheim abzureißen.

Diese Nachricht aus Izmir beruhigt uns erst mal und gibt uns etwas Luft für weitere geplante Aktionen.

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27. Mai 09:

Zur Dokumentation unser erfolgreichen Parasitenbehandlungen mal einige Vorher-Nachher-Fotos:

Uyuz vor ca. einem Monat:

Und Uyuz heute:

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30. Mai 09

Unseren aktuellen Neuzugang fanden wir auf dem Weg zum Tierheim, als er hinter einer Gruppe Frauen hertippelte, die ihn ständig mit den Füßen wegstießen.
Wir packten ihn kurzerhand ins Auto und sahen erst im Tierheim, wie schlimm der Kleine dran ist.
Stark dehydriert, total verpilzt und voller krustiger Schuppen. Nach einem Bad mit Anti-Pilz-Schampoo und Milben-Lotion bekam er auch Antibiotika, weil seine Haut stark entzündet ist.
Er hat einen großen Appetit und trinkt auch gut. Aber ob er in diesem Zustand durchkommt, ist fraglich.

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