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01. Juni 2010:
Die letzten zwei Tage waren echt hart und schweißtreibend.
Um Räude und andere parasitäre Krankheiten aus dem Tierheim fernzuhalten,
müssen alle Hunde regelmäßig dagegen behandelt werden. Das
bedeutet, ausnahmslos alle Hunde müssen mit einer entsprechenden Lösung
gebadet werden. Gestern kamen alle Hunde in den Gehegen dran, heute die Hunde
im großen Freigehege. Mit Eimern voller Lösung und Schwämmen
bewaffnet rückten wir den Hunden auf den Pelz. Anfangs noch ängstlich,
genossen die meisten die Prozedur nach kurzer Zeit. Zumal es wohl auch eine
willkommene Abkühlung bei 30°C war.




In den kommenden Tagen werden alle noch entwurmt und dann
ist erstmal wieder Ruhe für eine Weile.
11. Juni 2010:
Vor zwei Tagen rief mich eine Bekannte an, die schon letztes Jahr während
ihres Urlaubs in Özdere zusammen mit ihrer Tochter tatkräftig und
engagiert im Tierheim geholfen hat. Sie kommt Ende Juni wieder und fragte,
ob wir speziell etwas bräuchten. Ich sagte, das die Welpenmilch langsam
knapp wird und sie uns gern welche als Spende mitbringen kann, da wir Welpenmilch
immer wieder brauchen.
Ich hatte keine Ahnung, wie schnell sich das bestätigen sollte: Gestern
brachte die Jandarma fünf Winzlinge ins Tierheim, deren Mutter vom Auto
überfahren wurde. Da sie regelmäßig gesäugt werden müssen,
können wir sie unmöglich im Tierheim lassen und somit sind sie jetzt
bei uns zu Hause, bis sie feste Nahrung fressen können. Alle zwei Stunden
Fläschchen geben und und dann auf der Terrasse tippeln lassen. Bei uns
sind zur Zeit auch Freunde zu Besuch, die uns begeistert unterstützen.
Wir hoffen nun, dass die Milch bis Ende Juni reicht, weil sie hier nur schwierig
und dann maßlos überteuert zu bekommen ist.
Und hoffentlich bekommen wir alle durch. Da wir momentan auch keine Impfungen
gegen Parvovirus kaufen können, ist das leider immer eine Lotterie.
So kamen sie an:




18. Juni 2010:
Morgens halb sechs in Türkei:

Die fünf Kleinen machen sich sehr gut. Wir gewöhnen sie langsam
an festes Futter, aber auf ihre Flasche zwischendurch bestehen sie hartnäckig.
Da uns inzwischen die Welpenmilch ausgegangen iat, müssen wir teure Baby-Ersatzmilchmilch
kaufen. Ende Juni kommen Freunde aus Deutschland zu Besuch und bringen uns
neue Welpenmilch mit.
24. Juni 2010:
Wir waren heute mit mehreren Unterstützern bei der Staatsanwaltschaft
in Menderes, um Anzeige wegen der immer regelmäßiger stattfindenen
Vergiftungen zu erstatten. Da wir die Erlaubnis der Quelle hatten, nannten
wir auch den Namen des mutmaßlichen, beim Belediye Menderes angestellten
"Köfteci Kamil", der nach eingegangenen Beschwerden beim Belediye
dann nachts aufbricht und Giftköder verteilt. Inzwischen werden die sogar
auf Privatgrundstücke geworfen.
Auch wenn nicht viel dabei herauskommt, weil letztlich keine stichhaltigen
Beweise existieren, so wird die Untersuchung allein genügend Aufmerksamkeit
erregen. Wenn wir den Mistkerl mal in flagranti erwischen würden...
Den kleinen Welpen geht es prächtig. Wir fangen langsam an, sie von der
Flasche zu entwöhnen und füttern sie vermehrt mit fester Nahrung
- eine Mischung aus eingeweichtem Trockenfutter, Welpenmilch und Brot. Langsam
müssen sie sich auf die Tierheimkost einstellen.
Die kleinen Schreihälse machen viel Arbeit und verwüsten unseren
kleinen Garten, aber es wird uns verdammt schwerfallen, sie bald mit ins Tierheim
zu nehmen. Aber das ist nunmal ihr Schicksal.

Außerdem haben wir den kleinen Reimport "Chico" besucht.
Vor vier Wochen ist er ja zu seiner neuen Familie nach Deutschland geflogen,
und wie sich herausgestellt hat, kommt Frauchen zufällig aus Özdere!
Sie sind jetzt für zwei Wochen hier zu Besuch und haben Chico mitgenommen.
Am Anfang begnegete er uns noch skeptisch, dann war die Wiedersehensfreude
groß. Er hat es toll erwischt und hat eine sehr liebe Familie gefunden.

Hier die letzten Aufnahmen der Kleinen vor ihrem Umzug ins Tierheim.
Schweren Herzens zwar, aber sie sind jetzt groß genug und völlig
auf festes Futter umgestellt. Sie wurden immer lebhafter, was sowohl unseren
eigenen vier Hunden als auch unseren Nachbarn inzwischen viel Geduld abverlangte.
Die stetig steigende Geruchsbelästigung und permanente Putzerei erleichterten
den Abschied auch ein wenig.
Sie haben ein eigenen Gehege bekommen und wurden durchweg freundlich aufgenommen.
Who's that knocking at my door:

Früh übt sich:


Video
10. Juli 2010:
Heute war unser Treffen der Tierfreunde in Özdere und es sind sehr
viele gekommen. Es konnten auch noch Spenden gesammelt und neue Mitglieder
gewonnen werden. Alles in allem ein erfolgreicher Abend.
Hier mal ein paar Bilder und ein Infovideo, das ich gebastelt hab und über
den Großbildmonitor laufen leiß:


VIDEO
Hier unser erstes eigenes und nagelneues Plakat, entworfen von einer
professionellen Grafikerin in Deutschland. Hing heute im A2-Format auch aus.

11. Juli 2010:
Heute haben wir einen schwer verletzten Hund ins Tierheim bekommen. Die
Kleine kommt aus dem Tierheim in Foca und hat schon einen Platz in Deutschland.
Die Zustände im Tierheim Foca müssen katastrophal sein und keiner
wusste etwas von ihrem schlimmen Zustand. Dass sie gelähmt ist, wurde
uns gesagt. Aber dass sie eine stark infizierte Wunde mit Abszess hat, überraschte
uns sehr. Glücklicherweise war heute zufällig ein Student der Veterinärmedizin
im Tierheim, der uns während der Ferien ab und zu helfen möchte.
Er hat die Wunde gesäubert und verbunden. Wir geben ihr täglich hohe
Dosen Antibiotika und reinigen die Wunde und hoffen, dass sie bis zur Ausreise
nach Deutschland durchhält. Sie ist ein kleine, tapfere und süße
Kämpferin.

11. Juli 2010
Wir waren heute mit der schwerverletzten und gelähmten
Hündin in der Tierklinik in Urla, um sie röntgen zu lassen. Ein
Verein aus Deutschlands übernimmt sämtliche Behandlungskosten für
"Kuzum".

Zum Glück ist die Wirbelsäule intakt. Und sie ist
auch nicht inkontinent. ABER:

Die kleinen weißen Punkte sind leider kein Fehler beim
Röntgen, sondern Schrotkugeln! Drei davon sitzen an heiklen Stellen, eine
direkt in einem Wirbel. Das ist die Ursache für ihre Lähmung. Operativ
kann das nur mit einem Spezialgerät entfernt werden, das es nur in der
Universitätsklinik in Ankara gibt. Aber da sie sowieso nach Deutschland
soll, ist es besser, sie dort operieren zu lassen.
Sie hat heute auch eine Akkupunkturbehandlung bekommen, die auch sehr erfolgversprechend
ist. Wir haben sie mit zu uns nach Hause genommen, da im Tierheim kein Gehege
existiert, in dem sie separiert werden kann. Wir säubern dreimal täglich
ihre Wunden und sie bekommt hochdosiertes Antibiotikum gespritzt.

13. Juli 2010:
Man kann hier immer noch eins draufsetzen...
Heute vormittag erhielten wir einen Notruf von unserer Freundin Ayfer aus Gümüldür
und Özden und ich sind gleich hingefahren.
Dieser Hund wurde von einer Frau (!) mit Benzin übergossen und angezündet.


Wir haben auch ihn mit zu uns nach Hause in unser mittlerweile
kleines Privatkrankenhaus genommen und nach Anleitung des Tierarztes die notwendigen
Medikamente gekauft und den Hund gleich behandelt. Da die Tat schon fünf
Tage her ist, sind die Brandwunden schon infiziert und mit Maden besetzt und
riechen sehr übel.

Die Leute im alten Dorf in Gümüldür haben anscheinend
alle Angst vor der Täterin und ihrer Sippe. Obwohl es Augenzeugen gibt,
die den Hund lichterloh brennen sahen, möchte keiner aussagen. Zufällig
schnappten wir den Namen "Sen?m" auf. Nachforschungen beim Muhtar
brachten uns schließlich den vollen Namen und die Dame wird mit einer
Anzeige rechnen dürfen.
13. Juli 2010:
Die zwei Patienten sind noch immer bei uns Zuhause und werden
intensiv versorgt. Kuzum, der angeschossenen Hündin, geht es inzwischen
sehr gut. Die Wunden heilen gut zu und Kuzum frisst und trinkt sehr gut. Sie
versucht auch schon, mit einem der gelähmten Hinterbeine zu stehen.


Bei Yanik hat der Tierarzt stellenweise die verbrannte Haut
entfernt, damit sie zuheilen kann. Dadurch hat sie jetzt große Wundflächen,
die sauber gehalten werden müssen, um Infektionen zu vermeiden. Ich verzichte
auf Fotos, weil man dafür momentan starke Nerven bräuchte. Sie bekommt
ein spezielles Wundgel, ein Bio-Polymer, das aus dem Chitinpanzer von Krabben
gewonnen wird. Das ist gleichzeitig antibakteriell, entzündungshemmend
und regt die Neubildung von Haut an. Eine sterile und klimatisierte Umgebung
wäre natürlich förderlich. Die gegebenen Umstände erschweren
die Wundheilung leider. Er bekommt natürlich auch Antibiotika und Schmerzmittel.

Wir waren heute den ganzen Tag unterwegs, um die Anzeige gegen die Täterin
voranzutreiben. Zweimal waren wir bei der Jandarma in Gümüldür,
haben Beweisfotos entwickeln lassen, haben einen Bericht vom Tierarzt schreiben
lassen und waren beim Journalisten, der darüber einen Artikel verfasst
hat und auch überregional darüber berichten möchte.
In Özdere gibt es kaum noch streunende Hunde - das Belediye
hat ganze Arbeit geleistet.
Seit vier Tagen streunt ein verletzter Rottweiler im Zentrum umher, der laut
Zeugen aus einem Auto aus Kusadasi geworfen wurde. Wir würden ihn gerne
einfangen, bevor auch er die Belediye-Köfte kennenlernt. Ein eigenes Fahrzeug
zum Einfangen und Transportieren steht dem Tierheim ja auch zur Verfügung
- nur ist es nie da. Zufällig haben wir heute gesehen, wofür es benutz
wird: Zur Anbringung von Hinweisschildern an Straßenrändern. Wir
haben die völlig verdutzten Arbeiter auf die missbräuchliche Verwendung
des Autos aufmerksam gemacht und alles fotografiert. Das hat sie wohl dermaßen
eingeschüchtert, dass sie damit schnell zum Tierheim zurückgefahren
sind und die restliche Arbeit mit einem Trecker erledigt haben.
Nichtsdestotrotz werden wir uns darüber beschweren.

22. Juli 2010:
Den zwei Patienten geht es gut. Die verbrannte Haut bei Yanik,
die wie ein Panzer auf Bauch und Brustkorb sitzt, reißt nach und nach
auf und gibt das neue Hautgewebe frei. Sieht schlimm aus, ist aber normal und
muss nun langsam zuheilen.


29. Juli 2010:
Yanik macht tolle Fotschritte. Die Wunden sind sauber und
heilen von Rand her langsam zu. Es bildet sich zusehends neues Epitelgewebe.
Er ist auch richtig verfressen geworden und verteidigt sein Futter lautstark
gegen jeden potentiellen Dieb. Unsere Hunde gucken richtig verdutzt, wenn der
Kleine anfängt zu kläffen.
Am 3. August hole ich das spezielle Wundgel, das wir aus Deutschland bestellt
haben, vom Flughafen ab. Solange müssen wir wohl oder übel die teure
Alternative vor Ort kaufen.


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