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04. Juni 09:

Wie wir in den letzten Tagen erfahren haben, werden seit einiger Zeit wieder Vergiftungsaktionen in Özdere und Umgebung durchgeführt, denen mittlerweile mindestens 25 Hunde und unzählige Katzen zum Opfer gefallen sind. Da meist Strychnin (ein starkes Nervengift) eingesetzt wird, ist der Tod äußerst grausam und qualvoll. Vorhin erst hat uns wieder eine Einwohnerin von Özdere angerufen, die fünf Welpen im Garten hat, deren Mutter einer dieser Aktionen zum Opfer fiel.
Interessant in diesem Zusammenhang ist, das der Bürgemeister genau dort ein Sommerhäuschen hat. Und noch interesanter ist, dass diese Frau unsere Handynummer von der Gemeinde Menderes bekommen hat.
Laut türkischem Tierschutzgesetz sind solche Vergiftungsaktionen natürlich offiziell verboten, aber wo leben wir denn?

Trotz dieser für das Reiseland Türkei beschämenden und nicht tolerierbaren Tatsachen geht der Alltag im Tierheim weiter.
Am Samstag startet mithilfe von Angelika von der "Tierinsel Kusadasi/Umut Evi" eine große Kastrationsaktion im Tierheim, die am Sonntag mit Straßenkatzen fortgesetzt wird.
Dafür kommt extra der sehr sympathische und engagierte Tierarzt Dr. Nevzat Yildizli aus Kusadasi mit Assistentin nach Özdere.


Vielen Dank dafür an den Verein "Tierinsel Umut Evi e.V.", der diese Aktion mit Spendengeldern ermöglicht hat !!!


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9. Juni 09:

Am 6. Juni fand die große Kastrationsaktion im Tierheim statt. Angelika von der "Tierinsel Umut Evi" in Kusadasi hat das ganze organisiert und mit Spendengeldern finanziert. Sie kam mit Dr. Nevzat Bey und Waltraud aus Kusadasi und alles lief absolut professionell und glatt ab.

Ein großes Lob und ein ganz herzliches Dankeschön dafür an Angelika, Waltraud, Dr. Nevzat Yildizli und alle unbekannten Spender der "Tierinsel"!

Es wurden 15 Weibchen und vier Rüden kastriert. Insgesamt wurde damit die Geburt von 72 (!) Welpen verhindert, die bereits in den Leibern der meisten Weibchen heranreiften. Hier ein paar Fotos von der Aktion:

Das erfolgreiche Team

Dr. Nevzat Yildizli bei der Arbeit

Die ganze Aktion erfuhr durch einen dramatischen Zwischenfall eine für alle Beteiligten schockierende Unterbrechung. Zwei Mitarbeiter des Belediye Menderes brachten auf der Ladefläche eines Transporters einen Dobermann, den sie in Ortaköy in Gewahrsam genommen haben. Einwohner von Ortaköy informierten das Belediye über einen schwerverletzen Hund und das Belediye ordnete an, den Hund ins Tierheim Özdere bringen zu lassen, das laut offiziller Belediye-Philosophie ja gar nicht existiert.
Nun ja, trotz allen Ärgers mit dem Belediye nahmen wir uns natürlich des Hundes an und waren über seinen Zustand schockiert. Irgendein Ar... hatte versucht, dem Dobermann den Schwanz abzuschneiden. Dazu hat er wohl mit einem Messer den Schwanz rundherum bis auf den Wirbel eingeschnitten und einen kleinen Dichtungsring in diese Wunde gerollt, der wohl das Absterben des Gewebes beschleunigen sollte. Dem stark fauligen Geruch nach muss das arme Tier schon viele Tage mit dieser grausamen Wunde gerumgelaufen sein und endsetzliche Schmerzen erlitten haben.
Zum Glück für den Hund war Dr. Nevzat Bey ja vor Ort, der alle Kastrationen aufschob und den Dobermann notoperierte.
Die folgenden Fotos mögen manche vielleicht abstoßen, aber sie verdeutlichen, welch grausige Tierquälereien in der Türkei noch immer an der Tagesordnung sind.
Wir setzen alles daran, den Besitzer des Dobermanns ausfindig zu machen und Anzeige gegen ihn zu erstatten. Angelika wird einen Anwalt konsultieren, der schon reichlich Erfahrung im Verklagen von Tierquälern hat.

Um einen Diebstahl durch den früheren Besitzer zu verhindern, wurde der Dobermann inzwischen nach Kusadasi in die Obhut der Tierinsel gebracht. Auch ein neues Zuhause wurde schon für ihn gefunden: Er kommt nach Deutschland zu "Dobermann in Not".

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11. Juni 09:

Über meine Eltern, die heute zu Besuch gekommen sind, haben wir eine Sachspende vom Fressnapf in Norden erhalten. Darunter viele Halsbänder, Geschirre und Leinen, die wir sehr gut gebrauchen können.

Ganz herzlichen Dank für diese Spende an alle Mitarbeiter im Fressnapf Norden!

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18. Juni 09:

Heute Vormittag hatten wir zusammen mit Atilla Sönmez, dem Vorsitzenden des Tierschutzvereins VEHIST e.V., einen Termin beim Kaymakam (Landrat), Herrn Ahmet Önal, in Menderes, um mit ihm über die Situation im Tierheim und vor allem über die Probleme mit dem Bürgermeister zu reden. Seine Meinung über ihn ist auch nicht die beste und er rief den Bürgermeister in unserem Beisein persönlich an und erinnerte ihn freundlich daran, dass das Vergiften von Tieren verboten ist und er bitte unseren Forderungen nach Personal, einem Auto und einer Umzäunung des Tierheimgeländes nachkommen solle. Wir würden schließlich seit Monaten ehrenamtlich und freiwillig die Arbeit machen, für die eigentlich das Belediye zuständig ist.
Außerdem empfahl er uns, alle Forderungen nur noch schriftlich beim Bürgermeister einzureichen. Und wenn in einem Monat noch nichts geschehen ist, sollen wir wieder zum Kaymakam kommen und er wird die Sache dann der Staatsanwaltschaft übergeben.

Der Reporter Hakan Özen von der "Izmir Objektif Gazetesi" war auch mit dabei und wird über alles berichten.



Anschließend waren wir im Carpe Diem Hotel, um die Personalchefin um künftige Essensreste der Personalküche zu bitten, da die Baustelle bald schließen wird und wir nur noch sporadisch von dort Futter erhalten. Sie war sehr freundlich und sagte uns jede Art von Unterstützung für das Tierheim zu.

Wir waren dann auch noch beim Besitzer der wunderschönen Ferienanlage
Denizati, der uns ebenfalls Unterstützung zugesagt hat. Er ist selber tierlieb und Hundebesitzer und findet unser Engagement toll. Er hat sehr gute Kontakte zur Tourismus- und Kulturbehörde und möchte sich auch dort für uns einsetzen.

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19. Juni 09:

Zwischenzeitlich haben wir durch unsere ständige Anruferei bei allen möglichen Behörden eine ziemlich dreiste Begebenheit erfahren:

Da wir uns auch beim Vali (Gouverneur) über die Zustände beschwert hatten, wurde ein Team von Veterinären aus Izmir nach Özdere geschickt, um die Situation vor Ort zu erkunden und einen Bericht zu verfassen. Sie waren ohne unser Wissen vor ca. einem Monat im Tierheim und waren erstaunt, wie sauber dort alles ist und in welch gutem Zustand die Tieren sind. Da wir nichts von dieser Aktion wussten und nicht vor Ort waren, fragten sie die Schrottplatzangestellten, wer denn die ganze Arbeit im Tierheim erledigt. Und die Arbeiter behaupteten frech, sie würden alles machen und auch täglich Futter besorgen und alles reinigen. Daher wurde ein positiver Bericht verfasst, auf den sich der Bürgermeister nun beruft.


Wir haben nach Bekanntwerden dieser Unverschämtheit sofort beim zuständigen Amt in Izmir angerufen und die Sache richtiggestellt. Heute Morgen rief dann die Chefin des Veterinäramtes in Izmir an und sagte, dass heute erneut ein Team nach Özdere kommen und einen neuen Bericht schreiben wird.

Um 10:00 Uhr kamen sie dann, schauten sich das Tierheim an und hörten sich geduldig und interessiert die ganze Geschichte an. Sie notierten alles, auch unsere Forderungen nach Personal für das Tierheim, ein Fahrzeug und eine Umzäunung des Tierheimgeländes und werden einen neuen Bericht verfassen, der dann auch dem Bürgermeister vorgelegt werden wird. Und der wird sicher nicht zu dessen Gunsten ausfallen!

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Am Nachmittag erhielten wir einen Anruf, in dem uns über einen schwerverletzten Hund berichtet wurde, der in der letzten Nacht von einem LKW angefahren wurde. Das Belediye Menderes hat einen Mitarbeiter geschickt, der den Hund einschläfern sollte. Wir wurden vom Belediye Menderes gebeten (!), den Hund vor Ort zu begutachten und nötigenfalls bein Einschläfern zu helfen. Da das Belediye nur mit Gasdruckgewehren arbeitet und somit keine Betäubung vor der Giftinjektion vornimmt, haben wir sicherheitshalber eine Ampulle Betäubungsmittel und eine Spritze mitgenommen.

Der Hund hatte sich nach dem Unfall in einen Garten geschleppt, dessen Besitzer das Belediye informiert hatten. Wir erkannten sofort, dass der Hund aufgrund einer Wirbelsäulenverletzung von der Lende an abwärts gelähmt war und starke Schmerzen hatte. Auch am Unterkiefer wies er eine schwere Verletzung auf. Wir verabreichten ihm eine Betäubungsspritze und warteten auf den Belediye-Angestellten, der dann den Hund mit einer Giftinjektion von seinen Qualen erlöste.


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25. Juni 09:

Mittlerweile konnten fünf Hunde aus dem Tierheim in ein neues Zuhause vermittelt werden. In einem späteren Beitrag werde ich noch ausführlicher darüber berichten.
Die Gefahr, dass das Tierheim nun bald ohne Tiere dastehen könnte, besteht jedoch nicht. Gestern fanden wir fünf kleine Welpen direkt vor dem Tierheim, die dort vermutlich ganz bewusst ausgesetzt wurden. Heute fanden wir an gleicher Stelle zwei weitere Welpen aus dem gleichen Wurf, die sich gestern wahrscheinlich versteckt hatten. Somit hoppeln jetzt sieben weitere Welpen im Tierheim herum. Ihrem guten Allgemeinzustand nach zu urteilen wurden sie erst unmittelbar vor dem Aussetzten der Mutter weggenommen. Außer unzähliger Floh-Kolonien weisen sie keinerlei Krankheits- oder Mangelerscheinungen auf.

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27. Juni 09:

Heute hat uns der örtliche Demirci Mustafa Agus, von "Eren Ferforje" kostenlos ein Gerüst für ein neues Sonnendach über den Gehegen angeschweißt.

Vielen Dank dafür an "Eren Ferforje"!

Darüber haben wir ein neues, reißfestes Tuch gespannt, das die kompletten Gehege vor der brütenden Mittagssonne schützt.

Außerdem haben meine Eltern, die zur Zeit ihren Urlaub hier verbringen, fast täglich im Tierheim geholfen und in schweißtreibender Arbeit vor allem das Gelände von lästigem Unkraut befreit, so dass eine Reinigung des Vorplatzes wesentlich leichter fällt.

Das Futter wird zur Zeit immer knapper. Die Baustelle des Carpe-Diem-Hotels ist geschlossen. Wir hatten schon ein persönliches Gespräch mit der Personalchefin des Carpe Diem, die uns ihre Hilfe bei der Beschaffung von Essensresten aus der Küche zugesagt hat. Leider erfolgte trotz mehrerer telefonischer Nachfragen keine Reaktion mehr vom Hotel, sodass wir fast ausschließlich teures Trockenfutter, vermischt mit Brot und Wasser, füttern müssen. Auch Nachfragen bei anderen Hotels und beim Militärstützpunkt blieben bislang ergebnislos.

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