10. Oktober 2010:
Heute war ein langer und ereignisreicher Tag. Er fing recht
kurios im Tierheim an: Im Freigehge fand ich eine tote Ziege.
Vermutlich von einem Auto überfahren. Der Finder schien
ein Tierfreund zu sein und warf die tote Ziege über den
Zaun ins Freigehege. Die Hunde dort sind aber nicht mehr ausgehungert
und können mit einer ganzen Beute nichts mehr anfangen.
So hab ich die bereits schon etwas müffelnde Ziege aus
dem Gehege geholt und Özden und Isabelle, eine Freundin,
die uns heute im Tierheim ganz toll geholfen hat, haben sie
mit einem Brotmesser zerlegt. Als frisches Fleisch zum Vorschein
kam, wurden die Hunde dann doch begierig und versuchten, einen
Happen zu ergatten. Ganz vorneweg Tabitha und ihr Beinahe-Zwilling
Uyuz. Vor allem Leber, Herz und Darm waren begehrt. Was sie
übrigließen, haben wir eingefroren.


Später kam eine Archäologin aus Bergama und brachte
einen kleinen Welpen, den wir für die Ausreise nach Deutschland
fertig machen sollen. Sie will die kleine Maus dann selber
abholen und nach Deutschland mitnehmen. Wir haben sie mit zu
uns nach Hause genommen.
Wenig später wurden sechs kleine Welpen im Tierheim abgegeben,
deren Mutter heute Morgen vom Auto überfahren wurde. Wir
machten ein Gehege frei und rührten Futter mit Welpenmilch
und Aufbaukalk.

Als wir nach Hause fahren wollten, trafen wir unseren Freund
Heinz und der hatte ca. 50 kg allerbestes Fleisch zu verschenken.
Ein befreundeter Kebapci hatte zu viel Döner- und Hühnerfleisch
gehortet und jetzt drohte ihm alles zu verderben, weil der
Strom für den Tiefkühler abgestellt wurde. Er konnte
es nicht mehr rechtzeitig weiterverkaufen und so schenkte er
es dem Tierheim.
Özden und ich waren dann noch bis acht Uhr mit dem Stopfen
des Tiefkühlschranks beschäftigt. Eventuell bekommen
wir dank Heinz bald auch eine richtige große Tiefkühltruhe
geschenkt. Wir müssen nur den Transport organisieren.
Heide und Isabelle beim mühseligen Gehegeschrubben:

14. Oktober 2010:
In den letzten drei Tagen herrschte echter
Ausnahmezustand im Tierheim. Wegen Leitungsneubau in der Nähe
von Menderes wurde täglich von morgens um sechs bis abends
um fünf der Strom abgestellt. Kein Strom = kein Wasser
= kein Futter anrühren = keine Gehege putzen = großer
Mist.
Da die Gehege nicht geputzt werden konnten,
haben wir alle Hunde aus den Gehegen rausgelassen - als Folge
davon sieht die Wiese jetzt verheerend aus. Auch konnte kein
Futter angerührt werden, so dass teures Trockenfutter
gefüttert werden musste.
Die sechs Welpen, die am Sonntag im Tierheim abgegeben wurde,
weil ihre Mutter von einem Auto überfahren wurde, haben
ein vorläufiges Happy End gefunden. Wie Heide später
erfahren hat, erfreut sich die angeblich tote Mutter bester
Gesundheit. Özden und ich sind zu dem Grundstück
am Meer gefahren und fanden dort tatsächlich die Mutter
quicklebendig. Sie ist auch kein streunender Strandhund, wie
uns am Sonntag weisgemacht wurde, sondern gehört dem Mann,
der die Welpen abgeliefert hat. In seinem Garten steht auch
die Hundehütte. Er war nur zu faul, die Hündin kastrieren
zu lassen - am fehlenden Geld liegt es jedenfalls nicht. Wir
haben dann die Welpen aus dem Tierheim wieder geholt und zu
ihrer Mutter gebracht. In dem Moment kam auch der Besitzer
und ihm war das furchtbar peinlich. Er versprach, sich um die
Welpen zu kümmern, und wir sagten ihm zu, dies zu kontrollieren
und in sechs Monaten alle kastrieren zu lassen.
Gestern waren wir in Urla und haben Kuzum, die von Schrot durchsiebte
und dadurch gelähmte Hündin, von der Therapie abgeholt.
Leider hatte die wegen des fortgeschrittenen Muskelschwunds
nicht die von allen erhofften Erfolge. Es sind Verbesserungen
sichtbar, aber Kuzum wird zeitlebens ein behinderter Hund bleiben.
Bei der Gelegenheit haben wir natürlich auch Yanik, den
kleinen tapferen Hund, der mit Benzin übergossen und angezündet
wurde, besucht. Das war vielleicht eine Wiedersehensfreude!
Die Narben der OP, die wegen der zu straff zusammengewachsenen
Brandwunden nötig war, sind inzwischen gut verheilt und
das Laufen klappt jetzt ganz hervorragend. Er kann die Hinterbeine
jetzt richtig spreizen und benutzt auch das gebrochene Bein
zum Laufen. Die Hauttransplantate am Bauch müssen noch
abheilen, deshalb bleibt Yanik noch eine Woche in der Klinik.


Hier ein Video von gestern, auf dem man deutlich sieht, wie
er die Hinterbeine spreizen kann und auch mit dem gebrochenen
Bein läuft.
Tapferer kleiner Kerl!
Video
Wir benötigen noch Spenden, um
diese und eventuelle Folge-OPs von Yanik decken zu können.
Bei all dem Guten plagt uns dennoch große Trauer. Linda,
unsere schneeweiße und blauäugige Husky-Hündin,
die wir voriges Jahr aus dem Tierheim geholt hatten, ist seit
nunmehr vier Tagen spurlos verschwunden. Wir befürchten
das Schlimmste. Der Gedanke, dass ihr etwas schlimmes zugestoßen
sein könnte, ist furchtbar quälend.


18. Oktober 2010:
Ein Nachbar von uns hat auch zwei kleine Hunde
und einer von denen ist durch einen kaputten Wirbel, der von
einem Stockschlag herrührt, auch gelähmt. Der Besitzer,
der seine beiden Hunde heiß und innig liebt, hat sich
von einem Schreiner einen Rollstuhl bauen lassen, der zwar
mehr an eine Schublade mit Rädern erinnert, aber doch
zu gebrauchen ist. Wir haben gleich Kuzum mal zu ihm gebracht
und probesitzen lassen. Ist zwar eine Nummer zu klein, aber
es zeigt, dass sie damit auch zurechtkäme:


VIDEO
20. Oktober 2010:
Gestern Nachmittag bekamen wir vom einzig
verbliebenen Veterinär, Dr. Bilge aus Menderes, einen
winzigen Notfall ins Haus gebracht. Ein kleiner Welpe, dem
ein Teil des rechten Hinterlaufs fehlt. Dem glatten Schnitt
nach zu urteilen war das kein Autounfall.


Die kleine Maus ist aber putzmunter und spielt ununterbrochen
mit dem anderen Pflegewelpen:


Bilge machte uns auch etwas Hoffnung in bezug auf unsere verschwundene
Linda. Er kennt einige organisierte Banden, die Rassehunde
klauen. Er hat dadurch schon einige gestohlene Hunde zurückbekommen
können. Ein kleiner Hoffnungsschimmer...
23. Oktober 2010:
Heute Morgen haben wir bei einem Standspaziergang
mit unseren Hunden den wunderschönen Husky Lupo wiedergetroffen,
den wir Anfang des Jahres aus dem Tierheim an ein älteres
deutsch-türkisches Ehepaar vermittelt haben. Lupo heißt
jetzt Hakon und sieht sehr gepflegt und glücklich aus.
Die Besitzer sind auch ganz stolz mit ihm.
Hier mit unserem Toby heute Morgen am Strand. Lupo/Hakon vorne,
Toby, auch ein Husky-Mix, dahinter:


Lupo kam stark verräudet, verdreckt, verfloht und abgemagert
ins Tierheim, nachdem sein ehemaliger Besitzer, ein Brotverkäufer,
ihn einfach ausgesetzt hatte. Wir pflegten ihn gesund und er
bekam nach einigen Monaten dann sein neues Zuhause.
Hier noch im Tierheim im Freigehege:

Wir waren heute mit Kuzum in der Tierklinik in Urla. Dorthin
wurde ein Rollstuhl geschickt, den ein türkischer ehemaliger
Prothesenhersteller kostenlos angefertigt hat. Trotz genauer
Maßangaben passte der Rollstuhl trotz stundenlanger Anprobe
nicht. Wir werden noch viel herumbasteln müssen, damit
Kuzum ihn benutzen kann.


Wir haben bei der Gelegenheit heute auch Yanik
aus der Klinik in Urla abgeholt. Der Kleine hat sich gut von
der OP erholt, die restliche Wundheilung können wir bei
uns zu Hause erledigen. Die OP war ein voller Erfolg, Yanik
kann jetzt sehr gut laufen. Ich konnte heute leider kein Video
mehr drehen, weil es schon dunkel war, als wir nach Hause kamen.
Wird morgen nachgeliefert.
Die OP-Kosten und die Nachsorge belaufen sich auf satte 500
TL. Das reißt ein mächtiges Loch in unser Budget.
Daher sind wir für
jede Spende weiterhin sehr dankbar!

29. Oktober 2010:
Mal wieder ein Happy-End für einen Vierbeiner:
Vorige Woche rief uns eine verzweifelte Frau an, weil ihr weißer
Hund wegen einer Beschwerde vom amtlichen Tierfänger weggeholt
wurde. Sie wollte wissen, ob er bei uns im Tierheim gelandet
sei. Wir wussten von nichts, fuhren gleich hoch aber fanden
den beschriebenen Hund nicht im Tierheim. Als wir am Sonntag
dann zum Putzen ins Tierheim kamen, lief uns vor der Tür
ein weißer Hund entgegen. Wir suchten verzweifelt nach
der Telefonnummer der Frau, fanden sie aber nicht. Glücklicherweise
rief sie am Montag wieder an und wir sagten ihr, dass ihr Hund
am Tierheim aufgetaucht ist. Sie rief dann gleich ihre Tochter
in Deutschland an und die schickte heute - wir staunten nicht
schlecht - extra einen Firmenwagen mit Chauffeur aus Deutschland,
um den Hund nach Ingolstadt zu holen.

Wir waren heute mit all unseren Hunden inkl. Yanik am Strand.
Yanik durfte wegen der Wunden am Bauch aber noch nicht in den
Sand und blieb auf der Promenade:

Hier das VIDEO dazu
Die kleine Dreibein-Dame wird immer niedlicher. Sie spielt
den ganzen Tag mit Leica, der anderen Welpe. Nachts schlafen
sie eng gekuschelt in ihrer Box.


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